Was ist eine Überbauung?
In der Schweiz bezeichnet Überbauung die Bebauung eines Grundstücks, auf dem mehrere Gebäude entstehen. Wenn sich diese Bebauung auf grössere Flächen wie Industrieareale oder Wohnsiedlungen erstreckt, wird dies als Arealüberbauung bezeichnet. Der Gesetzgeber entscheidet dabei auf kommunaler Ebene, ab welcher Grundstücksfläche eine Arealüberbauung vorliegen kann. Beide Begriffe beziehen sich sowohl auf den Bauprozess als auch auf die fertigen Gebäude.
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Das Konzept der Überbauung in der Schweiz unterliegt strengen Vorschriften. Bereits 1969 wurde der Raumplanungsartikel in die Bundesverfassung aufgenommen, der dem Bund die Kompetenz gibt, Überbauungen gesetzlich zu regulieren. Für die Planung und Realisierung sind jedoch Kantone und Gemeinden zuständig, die Bauvorschriften und Raumplanungsstrategien in ihrem Bereich festlegen. Wichtige gesetzliche Grundlagen sind:
- Bundesgesetz über die Raumplanung (RPG) (seit 1980): Ein Rahmengesetz, das eine geordnete Entwicklung und Besiedelung der Schweiz sicherstellen soll.
- Raumplanungsverordnung (RPV) (seit 1989): Eine Ergänzung des RPG, die spezifische Regelungen für die Umsetzung der Raumplanung enthält.
Funktionen und Ziele der Raumplanung
Die Schweizer Raumplanung ist umfassend und berücksichtigt neben der städtebaulichen Entwicklung auch den Natur- und Heimatschutz, den Umweltschutz sowie den Verkehr und die wirtschaftliche Entwicklung. In der Schweiz gibt es insgesamt 129 Raumplanungsregionen, die für die räumliche Organisation und Bauvorschriften in ihren Gebieten zuständig sind. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören:
- Nutzungsplanung und Bauordnung in städtischen und ländlichen Gebieten
- Umweltschutzmassnahmen und Denkmalschutz
- Regelung von Hygiene- und Sicherheitsvorschriften
Beispiele für Überbauungen in der Schweiz
1. Cité du Lignon in Vernier/Genf
Die Überbauung Cité du Lignon im Genfer Vorort Vernier entstand, um den steigenden Wohnbedarf durch den Zustrom neuer Bewohner aufgrund der Präsenz internationaler Organisationen, insbesondere der Vereinten Nationen, zu decken. Diese Grossüberbauung besteht aus 2.800 Wohnungen, die in einem fast einen Kilometer langen Gebäude zusammengefasst sind. Neben Wohnraum umfasst sie Restaurants, Geschäfte, Schulen und kulturelle Einrichtungen und bietet rund 7.500 Menschen Platz. Das Konzept war so erfolgreich, dass es die Infrastruktur in der Genfer Innenstadt erheblich entlastete.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cité_du_Lignon
2. Wohnüberbauung in Oftringen (Kanton Aargau)
Ein anderes Beispiel ist die Überbauung Ilgenhof in St. Gallen, welche durch die CREATIO AG erstellt wurde. Hier wurden zwei Mehrfamilienhäuser zu einer modernen Überbauung kombiniert. Die Häuser sind im MINERGIE-Standard gebaut, einem Schweizer Label für energieeffiziente Bauweise, das Komfort und Nachhaltigkeit vereint. Diese Überbauung kombiniert umweltfreundliche Technologien mit modernen Annehmlichkeiten und bietet insgesamt 22 Mietwohnungen.
https://www.creatio.ch/projekt/ilgenhof
Bedeutung und Trends
IIn vielen Schweizer Städten und ländlichen Regionen sind neue Überbauungen ein wichtiges Instrument zur Wohnraumbeschaffung. Städte wie Zürich und Genf sehen sich aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Abwanderung vom Land in die Städte vor grosse Herausforderungen gestellt. Die Nachfrage nach modernen Wohnüberbauungen ist stark gestiegen, insbesondere nach Neubauten, die über eine hohe Wohnqualität und nachhaltige Bauweise verfügen.